Noahs Flut - Eindrücke
Die Proben zu Noahs Flut
WIESBADEN. Ein Sturm kommt auf – zumindest musikalisch. Schreiend rennen die Kinder durch die Kirchenbänke. Sie sollen wilde Tiere spielen, die vor der Sintflut fliehen. Regisseur Rafael Villalobos feuert sie an. Seit einer Woche probt der Kinderchor der Lutherkirche jeden Tag vier Stunden an der Kirchenoper "Noahs Flut" von Benjamin Britten.
Dieses Jahr wäre der englische Komponist 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat der Kantor der Lutherkirche in Wiesbaden, Jörg Endebrock, dieses ganz besonderes Projekt in Angriff genommen. Britten schrieb das Werk in den 50er Jahren für ein kleines Fischerdorf in England, in dem es kein Theater gab. Deshalb kam er auf die Idee, eine Oper für die Kirche zu schreiben. Die Musik komponierte er so, dass sie auch von Laienmusikern gespielt und gesungen werden kann. Es gibt Stimmen für die Anfänger und für die Fortgeschrittenen.
Den Kindern macht es auf jeden Fall riesigen Spaß, in die verschiedenen Rollen des Stückes einzufühlen, sagt Jörg Endebrock. Sie waren die ganze Zeit hochkonzentriert dabei, weil sie das Gefühl hatten, da ist ein Regisseur, der weiß, was er will und macht plausibel, warum er das will." Die Proben laufen gut. Und das obwohl der spanische Regisseur Rafael Villalobos kein Wort Deutsch spricht und alle Ansagen auf Englisch macht und das meiste von Dirigent Jörg Endebrock übersetzt werden muss.
Der 26-Jährige Spanier hat im März den Europäischen Opernregie-Preis in Wien gewonnen. Ein internationaler Regiewettbewerb, der alle zwei Jahre von dem Wiesbadener Verein Camerata Nuova ausausgerichtet wird. Die Regie zu Noahs Flut war Teil des Preises. Es ist das erste Mal, dass Rafael Villalobos in Deutschland arbeitet. "Die Kinder sind wirklich clever", sagt er. "Wenn sie anfangen Theater zu spielen, werden sie sehr erfindungsreich. Und durch die Musik wissen sie sofort, wann sie traurig, glücklich oder überrascht sein müssen."
Die Kostüme werden zurzeit gerade in Spanien genäht. Auch eine Windmaschine muss angeschafft werden. Es ist ein sehr aufwendige Projekt für die Lutherkriche. Rund 150 Kinder singen oder spielen im Orchester der Oranienschule in Wiesbaden. Nur die Partien von Noah und seiner Frau sind mit Profisängern besetzt. Auf Jörg Endebrock kommt noch einen Menge Arbeit zu. "Die kleineren Kinder, die sind natürlich sehr aufgeregt, das wird noch schwierig wie einen Sack Flöhe hüten, also es ist für alle eine sehr aufregende Sache."
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