"Für mich ist die Oper eine edle Stute, aus einer klassischen europäischen Zucht", erklärte Armin Kretschmar, Vorsitzender der Camerata Nuova zu Beginn des Neujahrsempfangs der Camerata Nuova am
28. Januar 2015 in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden.
"Gut ausgebildet und geschult, tritt sie heute zumeist nur noch vor einem illustren Publikum in einem Dressurviereck auf, mit Pirouette und Traversalen, in starren eindeutig beschriebenen Formen, nach klaren Regeln. Unter den strengen Augen der Kritiker. Wir möchten sie gerne wieder dort sehen, wo sie herkam - mitten unter uns."
Dass die Camerata Nuova in den vergangenen Jahren einiges auf den Weg gebracht hat, damit die Oper wieder Ihren Platz in der Gesellschaft findet, darüber konnten sich die zahlreich erschienenen
Vereinsmitglieder, geladenen Gäste und Opernschaffende an diesem Abend informieren. Das beste Beispiel dafür ist der Europäische Opernregie-Preis (EOP), der in diesem Jahr bereits zum achten Mal
stattfindet.
Rund 160 junge Opernschaffende aus 26 Ländern haben sich für den aktuellen Wettbewerb beworben, gab Armin Kretschmar bekannt. Gefordert war diesmal ein Regiekonzept zu der Kammeroper "Weiße Rose"
von Udo Zimmermann. Es freue ihn sehr, dass das Thema des Widerstands in der deutschen Geschichte nicht nur bei jungen deutschen Regisseuren auf so großes Interesse gestoßen sei, sagte Armin
Kretschmar.
Das Finale findet Anfang Mai in Madrid statt, im Rahmen der Frühjahrstagung der Opera Europa, die den EOP gemeinsam mit der Camerata Nuova ausschreibt. Das Siegerkonzept wird an der Oper Köln zur
Aufführung kommen, das Konzept des zweiten Preisträgers in Biel/ Solothurn in der Schweiz.
Schirmherr des EOP ist Staatsminister Axel Wintermeyer. Er habe keinen Moment gezögert, diese Aufgabe zu übernehmen, betonte der Chef der hessischen Staatskanzlei. Der Wettbewerb sei ein gutes Beispiel dafür, wie Kultur über Grenzen hinweg verbinden kann.
Staatsminister Stefan Grüttner, ehemaliger Schirmherr des Wettbewerbs, erinnerte an die Anfänge des EOP und die ersten Versuche, den Europäischen Opernregie- Preis zu platzieren. Axel Wintermeyer und Stefan Grüttner sind zwei wichtige Wegbereiter des Wettbewerbs. Beide wurden zu Ehren-Mitgliedern ernannt und mit der silbernen Ehrennadel der Camerata Nuova ausgezeichnet.
Aber vor allem dem Engagement von Prof. Klaus Zehelein ist es zu verdanken, dass der Europäische Opernregie-Preis keine fixe Idee geblieben ist. 1998 lies sich der damalige Intendant der Oper Stuttgart von Armin Kretschmar überzeugen, den Juryvorsitz für den ersten EOP zu übernehmen, der damals in Wiesbaden stattfand.
Er erinnere sich noch gut an die erfolgreiche Premiere der beiden damaligen Preisträger bei den Maifestspielen mit "Fidelio", eine Oper, an der schon viele Regisseure gescheitert wären, sagte Zehelein.
Auf dem Neujahrsempfang hatten die Gäste auch die Gelegenheit, zwei junge neue Ensemblemitglieder des Staatstheaters Wiesbadens kennen zu lernen. Der irische Tenor Aaron Cawley überzeugte mit seiner intensiven Interpretation des Epilogs des Kapitän Vevre aus der Oper "Billy Budd". Die koreanische Sopranistin Stella An präsentierte mit großer Leichtigeit u.a. die Rosenarie der Susanna aus "Le Nozze di Figaro". Begleitet wurden sie von der Korrepetitorin Daniela Musca vom Staatstheater Wiesbaden.
(Fotos dieser Seite: Jon Fell Photography)