Hochheim. Die Theaterlandschaft der Rhein-Main-Region ist in Bewegung: Gleich an drei Staatstheatern - in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz - übernimmt ab der kommenden Spielzeit ein neuer Intendant die Leitung. Beim Sommerfest der Camerata Nuova in der Zehntscheune in Hochheim hatten Mitglieder und Freunde Gelegenheit bei einer Weinprobe im direkten Gespräch mit den designierten Theaterleitern, mehr über ihre Pläne im Bereich Oper zu erfahren.
Es ist ein Generationswechsel. Am Staatstheater Wiesbaden löst Uwe-Eric Laufenberg (Jg. 1960) nach zwölf Jahren Manfred Beilharz ab. Eröffnet wird die Spielzeit am 12. September mit "Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss, die Laufenberg selbst inszeniert. Die Produktion wird auch bei den Maifestspielen mit einer Gastbesetzung zu sehen sein: Unter anderem singt Evelyn Herlitzius die Färberin und Samuel Young ihren Mann Barack.
Insgesamt sind neun für Wiesbaden neue Inszenierungen geplant, die zum Teil in Koproduktion mit anderen Häusern entwickelt wurden. Die Aufführungen eines Werkes sollen nach Möglichkeit nicht über die gesamte Spielzeit verteilt, sondern konzentriert hintereinander gezeigt werden. Laufenberg verspricht sich davon eine Qualitätssteigerung. Diese Saison stehen vor allem Repertoireklassiker auf dem Spielplan, künftig sollen aber verstärkt auch neue Stücke aufgeführt werden.
Auf der anderen Rheinseite wird Markus Müller (Jg. 1973) im Herbst vom Staatstheater Oldenburg nach Mainz wechseln. Etatmäßig hat er von allen drei Häusern den kleinsten Spielraum. Bei der Zusammenstellung des Ensembles war er explizit auf der Suche nach Sängerdarstellern. Dementsprechend mussten die Bewerber beim Auswahlverfahren nicht nur vorsingen, sondern auch auf der Probebühne szenisch agieren.
Die Mitglieder seines Ensembles sollen während seiner Intendanz möglichst spartenübergreifend eingesetzt werden, wie es bei der ersten Premiere am 2. Oktober mit der Barockoper "The Fairy Queen" von Henry Purcell der Fall sein wird: Hier stehen Schauspieler, Sänger und Tänzer gemeinsam auf der Bühne.
Die musikalische Leitung hat Andreas Spering, ein Dirigent mit viel Erfahrung in der historischen Aufführungspraxis. Er wird als Dirigent in Residence - anstelle eines ersten Kappellmeisters - auch noch die Produktion "Medée" von Luigi Cherubini im Juni übernehmen. GMD Hermann Bäumer dirigiert mit "Simplicius Simplicissimus" von Karl Amadeus Hartmann, die zweite Opern-Premiere der Spielzeit.
Am Staatstheater Darmstadt löst Karsten Wiegand (Jg. 1972), Operndirektor am Nationaltheater Weimar, den 70jährigen John Dew ab. Werke des Komponisten Luigi Nono bilden den Rahmen der Neuinszenierungen im Musiktheater: die erste Opern-Premiere der Spielzeit bildet am 25.9. Nonos Prolog "Es gibt keine Wege, also geh" in Kombination mit der Oper "Il ritorno d'Ulisse in patria" von Claudio Monteverdi und zum Ende der Saison hat "Prometo" Premiere, für dessen szenische Einrichtung Karsten Wiegand verantwortlich ist.
Es ist ein Werk, das sich durch eine ausgefeilte Raumklang-Installation auszeichnet und deshalb live erlebt werden sollte, erläuterte er. Die Figur des Prometheus wird mit dem Monolog "Prometheus" nach Aischylos und Heiner Müller auch im Schauspiel thematisiert, sowie in einigen Konzerten der Spielzeit. Der erste Preisträger des 6. EOP, Sam Brown wird im November 2014 am Staatstheater Darmstadt übrigens das Musical "Hair" inszenieren.
Auch über die kommende Spielzeit der Oper Frankfurt, des Badischen Staatstheaters Karlsruhe und der Oper Köln konnten sich die Mitglieder und Gäste der Camerata Nuova an diesem Abend informieren und mit Vertretern der Häuser diskutieren.
Armin Kretschmar verlieh die Ehrenmitgliedschaft der Camerata Nuova an die bisherigen Preisträger des Europäischen Opernregie-Preises (EOP) und an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich besonders für die Ziele der Camerata Nuova engagieren.