Die Opernregie auf der Bühne und das Opernpublikum vor der Bühne, das sind zwei Seiten derselben Medaille. Beides sei wichtig für ein lebendiges Musiktheater, erklärte der Vorsitzende der Camerata Nuova e.V. Armin Kretschmar bei der Begrüßung beim Sommerfest am 9. September im Restaurant Camera in Wiesbaden.
Die Camerata Nuova hat im vergangenen Jahr auf und vor der Bühne, einiges auf den Weg gebracht. Darüber konnten sich rund 100 Gäste, Mitglieder und Freunde der Camerata, Preisträger des Europäischen Opernregie-Preises EOP und prominente Opernschaffende aus der Rhein-Main- Region an diesem Abend informieren.
Mit dem 8. EOP wurden im Mai 2015 beim Finale im Teatro Real in Madrid neue Regietalente entdeckt. Diesmal gab es gleich zwei erste Preise: Die deutsch-schweizerische Regisseurin Anna Drescher und ihr Team werden ihr Konzept zu Udo Zimmermanns "Weiße Rose" 2016 am Theater Biel Solothurn auf die Bühne bringen.
Die griechische Regisseurin Niki Ellinidou inszeniert ihr Konzept an der Oper Köln. Die beiden Regisseurinnen und ihre Ausstatterinnen wurden als Ehrenmitglieder in die Camerata Nuova aufgenommen und mit der Silbernadel ausgezeichnet.
Die Camerata Nuova hat auch einiges unternommen, um ein neues, junges Publikum für die Oper zu gewinnen. Mit der Initiative welcome:opera – Oper für alle - wurde eine Art offener Besucherring für junge Erwachsene gegründet, der regelmäßig zu Opernaufführungen im Rhein-Main-Gebiet einlädt. Für die meisten der jungen Besucher ist es der erste Kontakt mit dem Musiktheater.
Im Juli wurden auch gleichaltrige Migranten, Flüchtlinge und Zuwanderer aus Eritrea, Äthiopien, Afghanistan und Syrien zu den Opernbesuchen eingeladen. Zum Beispiel besuchten alle zusammen eine
Aufführung der "Entführung aus dem Serail" am Staatstheater Wiesbaden. Das Projekt welcome:opera – "Oper für alle" wird auch in der neuen Spielzeit fortgesetzt, selbst organisiert von den
Mitgliedern. Dafür hat sich ein vierköpfiges Organisationsteam gebildet.
Podiumsdikussion mit: Detlef Brandenburg (Die deutsche Bühne, Moderation), Karsten Wiegand (Intendant Staatstheater Darmstadt), Dr. Norbert Abels (Chefdramaturg Oper Frankfurt), Ina Karr (Chefdramaturgin Opernsparte Staatstheater Mainz), Regine Palmai (Chefdramaturgin Staatstheater Wiesbaden), Mitglieder der Opera et Cetera, Kiedrich/Rheingau und der Jungen Oper Rhein-Main.
Moderiert von Detlef Brandenburg, Chefredakteur des Theatermagazins "Die deutsche Bühne" diskutierten unter anderem der Intendant des Staatstheaters Darmstadt Karsten Wiegand und die
Chefdramaturgen der Oper Frankfurt, der Staatstheater Mainz und Wiesbaden, Norbert Abels, Ina Karr, Regine Palmai mit Mitgliedern von welcome:opera darüber, wie sinnvoll
so ein Projekt ist.
Jeschareg Beza, Sozialarbeiterin der Landeshauptstadt Wiesbaden erzählte, dass der Funke bei Flüchtlingen und Asylanten übergesprungen sei und das, obwohl die meisten die Oper
aus ihren Kulturkreisen her nicht kannten. Durch die Musik, den Gesang und das Geschehen auf der Bühne, hätte man die Handlung gut verfolgen können, auch ohne die Sprache zu verstehen.
Norbert Abels wandte ein, dass die Oper "Die Entführung aus dem Serail" eine sehr einseitige und kolonialistische Sicht auf den Orient vermittle und ein anderes Werk vielleicht besser geeignet gewesen wäre. Außerdem solle man nicht aus den Augen verlieren, dass das ästhetische Credo der Opernschaffenden nicht auf Unterhaltung und Entspannung ausgerichtet sei, sondern darauf, zu irritieren und das Publikum aufzurütteln. Im Anschluss an die Diskussion bot Dr. Abels den Mitgliedern von welcome:opera an, eine Generalprobe an der Oper Frankfurt zu besuchen.
Wie unterhaltsam Oper sein kann, bewies das Trio "Süßes Gift" mit den Sängerinnen Sarah Nakic und Laura Lüdicke und der Pianistin Katrin Mainz. Sie präsentierten "gefährliche" Frauencharaktere der Oper wie die Königin der Nacht, Lucia di Lammermoor oder Carmen, die sich mit ihren berühmten Bravourarien vorstellten.
Der nächste Termin von "Süßes Gift":
11.10.2015 in der Galerie am Schloss in 50321 Brühl
Am späten Abend schaute auch noch der Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und Regisseur Uwe-Eric Laufenberg mit seinem Produktionsteam nach den letzten Proben zu Verdis "Otello" vorbei. Es war für alle ein interessanter, unterhaltsamer Abend, auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt!
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